Zugang zum Gymnasium in der Schweiz: Regionale und Soziale Chancenungleichheiten

Bildung ist ein grundlegender Faktor für den sozialen Aufstieg und die berufliche Zukunft. In der Schweiz spielt das Gymnasium als Königsweg zur Hochschulbildung eine besondere Rolle. Doch wie sieht es mit der Chancengleichheit beim Zugang zum Gymnasium aus? Sind regionale und soziale Chancenungleichheiten zu beobachten? In diesem Beitrag werden wir diese Fragen mithilfe der Forschungsergebnisse von Regula Julia Leemann, Andrea Pfeifer Brändli und Christian Imdorf näher beleuchten (Quelle: Link zum Paper).

Chancengleichheit und das Gymnasium

Etwa 20% der Jugendlichen in der Schweiz besuchen nach der obligatorischen Schulzeit ein Gymnasium, den anspruchsvollsten nachobligatorischen Bildungsweg. Trotz der Einführung neuer Wege zu den Hochschulen durch die Berufs- und Fachmaturität bleibt das Gymnasium weiterhin die bevorzugte Route zu Hochschulbildung. 95% der Gymnasiasten beginnen nach ihrer Maturität ein Hochschulstudium, meistens an einer Universität.

Doch wird oft diskutiert, ob Chancengleichheit beim Zugang zum Gymnasium herrscht. Untersuchungen zeigen, dass soziale Ungleichheiten bestehen und das Gymnasium oft als elitärer Weg für die soziale Reproduktion der Oberschicht gesehen wird.

Regionale Unterschiede beim Zugang zum Gymnasium

Die Untersuchungen von Leemann, Pfeifer Brändli und Imdorf weisen auf substanzielle regionale Unterschiede hin. Der Anteil der Jugendlichen, die nach der obligatorischen Schulzeit ein Gymnasium besuchen, variiert zwischen den Kantonen von 12 bis 50%. Die Gründe dafür sind vielfältig: Unterschiedliche Bildungsangebote, Zulassungsbestimmungen zum Gymnasium und auch Präferenzen der Eltern, je nach Region und sozialem Status, spielen eine Rolle.

Soziale Chancenungleichheit beim Zugang zum Gymnasium

Die Autoren untersuchten auch soziale Chancenungleichheiten. Sie stellen die Hypothese auf, dass die Ungleichheit beim Zugang zwischen Schülern aus privilegierten und sozial benachteiligten Familien abnimmt, wenn das Angebot an Ausbildungsplätzen steigt.

Die Untersuchungen zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, ein Gymnasium zu besuchen, stark von der sozialen Herkunft der Schüler abhängt. Über alle Kantone hinweg beträgt die Wahrscheinlichkeit, nach der obligatorischen Schulzeit ins Gymnasium einzutreten, für Jugendliche aus Familien mit akademischer Bildung 44%, mit mittlerer Bildung 22% und mit obligatorischer Bildung 15%.

Auswirkungen des Angebots an Ausbildungsplätzen

Ebenso wurde untersucht, inwiefern die Chancengleichheit beim Zugang zum Gymnasium vom Angebot an Ausbildungsplätzen in den Kantonen abhängt. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit für den Eintritt ins Gymnasium bei allen drei Herkunftsgruppen steigt, wenn das Angebot an Ausbildungsplätzen zunimmt. Interessanterweise ist dieser Anstieg bei den Jugendlichen aus Familien mit obligatorischer Bildung am stärksten.

Dies legt nahe, dass durch die Erweiterung des Angebots an Ausbildungsplätzen in Gymnasien die soziale Chancenungleichheit verringert werden könnte.

Schlussfolgerungen und weiterführende Fragen

Die Untersuchungen von Leemann, Pfeifer Brändli und Imdorf liefern wichtige Erkenntnisse über regionale und soziale Chancenungleichheiten beim Zugang zum Gymnasium in der Schweiz. Sie zeigen, dass sowohl der soziale Hintergrund als auch das regionale Angebot an Ausbildungsplätzen eine Rolle spielen.

Es bleibt jedoch offen, wie die spezifischen Mechanismen und Prozesse aussehen, die zu diesen Ungleichheiten führen. Weitere Forschung ist notwendig, um die Ursachen für regionale und soziale Chancenungleichheiten besser zu verstehen und effektive Massnahmen zur Verbesserung der Chancengleichheit zu entwickeln.

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